Ich sehe was, was du nicht siehst! /1

Lesen Sie, wieso uns ein altes Kinderspiel in unserer Beratungs- und Weiterbildungsarbeit Rund um das Thema Kommunikation und Konflikt inspiriert hat. Und lernen Sie ganz nebenbei die Übung: "4 verschiedene Sichtweisen" kennen.

Kennen Sie das alte Kinderspiel: " Ich sehe was, was du nicht siehst... (und das ist blau, schwarz etc.)"
Um die Lösung einzukreisen, stellen die Ratenden reihum ihre Fragen, die nur mit "Ja" oder "Nein" zu beantworten sind. Wer ein "Ja" bekommt, darf weiterfragen. Früher spielten wir es oft auf langen Autofahrten. Wurde das Gesuchte nicht gefunden, schränkten wir den Rate-Bereich ein oder gaben uns gegenseitig Tipps. Schnell fand ich heraus, das bestimmte Dinge nicht für alle ein-sehbar waren. Manchmal war es dafür wichtig, die Postion, die Perspektive oder den Focus zu verändern.

Seit 2002 nutze ich die Übung " 4 verschiedene Sichtweisen " in meiner Arbeit zu den Themen Kommunikation und Beratung .
4 Personen stehen in der Mitte des Raumes. Jede*r schaut in eine andere Richtung des Raumes. Die 1. Person beginnt in Worte zu fassen, was sie sieht. Reihum ergänzen die anderen drei Personen ihre Beobachtungen.

Interessant hierbei ist, dass jede*r eine individuelle Auswahl des Gesehenen trifft. Die eine Person beschreibt beispielsweise detailliert die Struktur einer Wand, die Anzahl von Stühlen, die Entfernungen zwischen Personen und Gegenständen, Farbunterscheidungen etc. Ein anderer stellt uns Hypothesen über das Alter der Gegenstände zur Verfügung oder lässt uns an seinen eigenen Bewertungen über dies und das Teil haben. Eine 3. Person fasst alles was sie sieht in nur 5 Worten zusammen.

Die Übung verdeutlicht, wie unterschiedlich die Grundlagen für Gespräche über Konflikte sind. Und auf einmal wird klar, warum in manchen Konfliktsituationen, eine "Wahrheit" nicht ausgemacht werden kann, da jede*r Beteiligte verschiedene Wahrnehmungen erinnert.
Jede*r konnte nur einen kleinen Ausschnitt wahrnehmen und sehen (wie im: "Ich sehe was, was du nicht siehst"), zusätzlich wird das Gesehene auch noch auf individuelle Art und Weise nach eigenen Kategorien, Interessen, Erfahrungen etc. ausgewählt und kommuniziert. Manches wir wahrgenommen, vieles nicht.
Aber: Was nehmen wir wahr? Was sehen wir? Was bleibt unserem Blick verschlossen? Wohin schauen wir in dem Moment? Wann entscheiden wir uns, genauer hinzuschauen und unseren Blick verweilen zu lassen? Welchen Fokus wählen wir aus?
Das Gesehene bildet eine wichtige Grundlage für das was wir tun, für unsere Aktion bzw. Nicht-Aktion.

Wir, wellmann & klotz , möchten in unserer Arbeit die Werkzeuge für ein besseres Verstehen schärfen - unsere Wahrnehmung .

Sind Sie neugierig geworden auf mehr?
Hier finden Sie Informationen über unsere Veranstaltung.
Weiterbildung: "Ich sehe was, was Du nicht siehst!"
Leitung: Dr. Mechthild Klotz und Tina Wellmann